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22/12/2025Kann man mit Pomelli wirklich 2.000 € monatlich verdienen ? Ein Faktencheck.
In der schillernden Welt des Online-Marketings versprechen YouTube-Gurus regelmäßig den „nächsten großen Goldrausch“. Aktuell sorgt ein Video von Nick Ponte für Aufsehen, in dem er behauptet, dass ein neues Google-Tool namens Pomelli die Art und Weise, wie man online Geld verdient, grundlegend verändert hat. Die Versprechen sind gewaltig : Ohne Vorkenntnisse soll man in unter 10 Minuten ein „komplettes Marken-Marketing-System“ für jedes beliebige Unternehmen erstellen und dieses für bis zu 2.000 $ pro Monat verkaufen können.
Doch wie realistisch ist dieses Szenario für einen Anfänger wirklich ? Dieser Artikel unterzieht die Aussagen im Video einer kritischen Prüfung und trennt Marketing-Hype von der harten Realität.
Was ist Pomelli AI überhaupt ?
Pomelli ist ein Tool aus den Google Labs, das darauf spezialisiert ist, Websites zu scannen und daraus eine sogenannte „Business DNA“ zu extrahieren. Laut Ponte analysiert das Tool Logos, Farben (inklusive Hexadezimal-Codes), den Tonfall (Tone of Voice) und die Markenwerte eines Unternehmens. Basierend auf diesen Daten generiert Pomelli Kampagnenideen und Marketing-Assets wie Social-Media-Posts oder Werbevorlagen.
Der Clou : Das Tool ist kostenlos zugänglich. Ponte behauptet sogar, dass Pomelli Grafikdesigner überflüssig mache, für die er früher Tausende von Dollar bezahlt habe.
Die Anatomie des Versprechens : Schnell, einfach, reich ?
Das Video folgt einem klassischen Muster der „Get-Rich-Quick“-Nische. Es werden drei zentrale Thesen aufgestellt :
- Geringer Aufwand : Alles ist in unter 10 Minuten erledigt.
- Hohe Margen : Man könne 300 $ bis 600 $ für einfache Content-Pakete verlangen, bei täglichen Posts sogar 1.000 $ bis 2.000 $.
- Keine Barrieren : Man könne „brandneu“ in diesem Geschäft sein und sofort wertvolle Ressourcen erstellen.
Kritikpunkt 1 : Die „Business DNA“ ist kein Markenkonzept
Ponte präsentiert die von Pomelli generierte „Business DNA“ als vollwertiges Markenbuch. Für einen Laien mag eine Liste von Farbcodes und ein kurzer KI-generierter Text beeindruckend wirken. Profis wissen jedoch, dass echtes Branding weit über das Kopieren bestehender Website-Elemente hinausgeht. Pomelli „erfindet“ nichts Neues, es spiegelt lediglich das wider, was bereits auf der (vielleicht mangelhaften) Website des Kunden vorhanden ist. Die Behauptung, dies könne professionelle Designer ersetzen, ist eine riskante Vereinfachung.
Kritikpunkt 2 : Die „AI Guilt“ als Verkaufsargument
Ein interessanter psychologischer Aspekt im Video ist der Begriff der „AI Guilt“ (KI-Schuldgefühle). Ponte argumentiert, dass Geschäftsinhaber wissen, dass sie KI nutzen sollten, aber nicht wissen wie, und deshalb bereitwillig hohe Summen an jemanden zahlen, der es für sie tut.
Hier liegt eine klassische Marketing-Annahme vor : Nur weil ein Bedarf (KI-Nutzung) existiert, bedeutet das nicht, dass ein lokaler Klempner oder Dachdecker bereit ist, 1.500 $ monatlich für KI-generierte Bilder zu zahlen, die er mit Tools wie Gemini oder ChatGPT mit minimalem Aufwand selbst erstellen könnte.
Das Geschäftsmodell : Wer profitiert hier wirklich ?
Ponte zeigt im Video verschiedene Rechnungen über Beträge von 125 $ bis 8.500 $. Wichtig ist hierbei : Diese Ergebnisse stammen von ihm selbst, einem Experten mit 10 Jahren Erfahrung im Verkauf von Marketing-Dienstleistungen. Er räumt zwar ein, dass Ergebnisse nicht ohne Handeln replizierbar sind, nutzt diese Zahlen aber dennoch massiv zur Untermauerung seiner Autorität.
Der Fokus auf GoHighLevel
Ein wesentlicher Teil des Videos beschäftigt sich nicht mit Pomelli, sondern mit der Automatisierungssoftware GoHighLevel. Ponte bietet eine 30-tägige Testversion an und nutzt das Tool, um die Erstellung und Einplanung von Inhalten zu demonstrieren.
Hier muss der kritische Beobachter hellhörig werden : Das Video fungiert primär als Verkaufstrichter (Funnel). Durch das Bewerben eines „kostenlosen“ Tools (Pomelli) werden Nutzer in ein Ökosystem gelockt, das letztlich auf kostenpflichtige Abonnements (GoHighLevel nach der Testphase) und sein eigenes „FastTrack Training“ abzielt.
Realitätscheck : Der Verkaufsprozess
Ponte schlägt vor, Unternehmen mit einer „Value-First“-Strategie zu kontaktieren : Man schickt ihnen kostenlos erste Entwürfe oder eine Kopie ihrer „Business DNA“, um Interesse zu wecken. Er liefert dafür E‑Mail-Vorlagen, die Neugier erzeugen sollen.
Die Probleme in der Praxis :
- Akquise-Resistenz : Lokale Unternehmen werden täglich mit Spam-Mails von „Marketing-Agenturen“ überschwemmt. Ein KI-generierter Screenshot einer Website ist oft nicht genug, um echtes Vertrauen aufzubauen.
- Qualität der Inhalte : Die im Video gezeigten Beispiele, wie das KI-generierte Bild eines Jeeps auf Maui, sind optisch ansprechend. Dennoch bleibt fraglich, ob automatisierte Inhalte ohne menschliche Qualitätskontrolle langfristig den Markenwert eines Kunden steigern oder nur „Rauschen“ in den sozialen Medien erzeugen.
- Versteckte Arbeit : Ponte behauptet, man könne die Arbeit für einen Monat an einem einzigen Tag erledigen. Er unterschlägt dabei die Zeit für die Kundenakquise, das Onboarding, die Kommunikation und die Korrekturschleifen, die bei jedem Dienstleistungsgeschäft anfallen.
Unbewiesene Behauptungen und Einzelfälle
Als „Beweis“ für den Erfolg führt Ponte Mitglieder seiner Community an, wie etwa „Randy Bett“, der angeblich 1.500 $ im Monat mit einem Klempner verdient. Solche Einzelfallberichte sind im Marketing als „Social Proof“ bekannt, besitzen aber keinerlei statistische Aussagekraft für die Erfolgschancen eines Durchschnittsnutzers. Es fehlen klare Belege darüber, wie viele Menschen an diesem Modell scheitern oder wie hoch die tatsächlichen Kosten für die Kundenakquise sind.

Fazit : Goldrausch oder Sackgasse ?
Pomelli ist zweifellos ein interessantes, kostenloses Werkzeug von Google, das die Erstellung von Marketing-Ideen beschleunigen kann. Die Darstellung im Video von Nick Ponte muss jedoch mit äußerster Vorsicht genossen werden.
Die kritische Bilanz :
- Irreführende Einfachheit : Die Annahme, dass man als blutiger Anfänger ohne Fachwissen komplexe Marketing-Systeme verkaufen kann, ist unrealistisch.
- Interessenkonflikt : Das Video dient stark der Eigenvermarktung und dem Affiliate-Marketing für GoHighLevel.
- Qualität vs. Quantität : KI-Tools produzieren Masse, nicht zwangsläufig Klasse. Ein Unternehmen, das 1.000 $ monatlich zahlt, erwartet in der Regel mehr als nur einen Knopfdruck in einem kostenlosen Google-Tool.
Empfehlung für Anfänger : Nutzen Sie Pomelli, um zu experimentieren und Ihre eigenen Prozesse zu beschleunigen. Verlassen Sie sich jedoch nicht auf das Versprechen des „schnellen Geldes“ ohne Fachkenntnisse. Echtes Marketing erfordert Strategie, Empathie und ein tiefes Verständnis für die Zielgruppe – Dinge, die auch das beste Google-Tool (noch) nicht ersetzen kann.
Hinweis : Dieser Artikel dient der kritischen Analyse und stellt keine Finanzberatung dar. Überprüfen Sie alle genannten Tools und Plattformen unabhängig, bevor Sie finanzielle Verpflichtungen eingehen.



