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Geniale Chance oder teure Illusion ? Eine kritische Analyse.
In der schnelllebigen Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) überschlagen sich die Versprechen. Ein aktuelles Video von Leonard Schmedding mit dem Titel „Die besten Geschäftsmodelle um 2026 mit KI Geld zu verdienen“ verspricht Einsteigern nicht weniger als fünf- bis sechsstellige Monatsumsätze und die „finanzielle Freiheit“. Doch wie seriös sind diese Aussagen wirklich ? Für Anfänger, die anfällig für das schnelle Geld sind, ist eine extrem skeptische Betrachtung lebensnotwendig. Dieser Artikel prüft die Behauptungen auf ihren Realitätsgehalt.
Die Rhetorik des schnellen Reichtums : Kalkulierte Marketing-Psychologie ?
Schon zu Beginn nutzt das Video klassische Trigger-Begriffe : „finanzielle Freiheit“, „KI Revolution“ und „fünfstellige Monatsumsätze“. Schmedding positioniert sich als Inhaber der „größten und erfolgreichsten KI-Beratungsagentur Deutschlands“ und beruft sich auf sein Netzwerk im Silicon Valley.
Kritikpunkt : Hierbei handelt es sich um reine Selbstbehauptungen. Es fehlen im Video überprüfbare Belege, wie etwa zertifizierte Bilanzen, unabhängige Marktanalysen oder Referenzen von Großkunden, die diese Marktführerschaft bestätigen könnten. Für einen Anfänger wirkt diese „Autorität“ beeindruckend, doch ohne externe Verifizierung bleibt sie eine bloße Marketing-Aussage.
Die Geschäftsmodelle im Check : Innovation oder Standard-Dienstleistung ?
Schmedding grenzt sich scharf von „Spielereien“ wie dem Erstellen von Kinderbüchern oder simplen Prompts ab, die er als „Irrsinn“ bezeichnet. Stattdessen schlägt er vier Hauptbereiche vor :
1. KI-Automatisierungs- und Implementierungsagentur
Hier sollen komplexe Workflows, insbesondere AI Voice Agents für den Vertrieb, verkauft werden. Schmedding behauptet, dass Unternehmen durch automatisiertes Follow-up 30 % mehr Jahresumsatz erzielen könnten.
- Skeptische Analyse : Die Zahl von „30 % mehr Umsatz“ wird ohne Quellenangabe in den Raum gestellt. In der Realität hängen solche Steigerungen von unzähligen Faktoren ab (Produktqualität, Marktsegment, Zielgruppe). Einem Anfänger zu suggerieren, er könne diese Ergebnisse allein durch die Implementierung eines KI-Tools garantieren, ist hochgradig spekulativ. Zudem wird die technische Fehleranfälligkeit von Voice-Systemen (Latenz, Halluzinationen) im Video kaum thematisiert, stattdessen wird behauptet, der Vertrieb werde „entmenschlicht“ und somit „weniger fehleranfällig“.
2. Corporate LLM Lösungen
Unternehmen bräuchten DSGVO-konforme Schnittstellen zu Modellen wie GPT‑4, da kein deutsches Unternehmen ChatGPT ohne rechtliche Probleme nutzen könne.
- Skeptische Analyse : Zwar ist Datenschutz ein Thema, doch Schmedding verschweigt, dass Microsoft (Azure OpenAI) und andere Anbieter bereits fertige Enterprise-Lösungen anbieten, die genau diese Compliance-Fragen adressieren. Die Behauptung, jedes Unternehmen brauche hierfür eine individuelle Agentur, ignoriert die existierenden Standardlösungen der Tech-Giganten.
3. KI-Apps (SaaS)
Schmedding behauptet, man könne heute ohne großes Entwicklerteam achtstellige Jahresumsätze erzielen, da technisches Know-how durch KI „fast jeder umsetzen kann“.
- Skeptische Analyse : Dies ist eine der gefährlichsten Aussagen für Anfänger. Wenn technisches Wissen durch KI trivialisiert wird, sinkt die Eintrittsbarriere für alle. Das führt zu einer Commoditisierung – der Markt wird mit Billig-Apps geflutet. Wer kein tiefes technisches Verständnis hat, wird bei Bugs, Sicherheitslücken oder Skalierungsproblemen scheitern. Die Aussage, Marketing sei wichtiger als Technik, mag für den Verkauf stimmen, ist aber für die langfristige Produktstabilität fatal.
4. Content Creator und Workshops
Man könne auch einfach Content produzieren oder Workshops geben, ohne die Technik selbst umsetzen zu müssen.
- Skeptische Analyse : Hier wird das „Schaufel-Verkäufer-Prinzip“ deutlich. Wenn man selbst kein profitables KI-System betreibt, verkauft man stattdessen das Wissen darüber an andere. Schmedding verweist hierbei auf seine eigenen Kanäle und Kurse. Dies erzeugt einen potenziellen Interessenkonflikt : Das Video dient primär dazu, die Nachfrage nach seinen eigenen Beratungsleistungen auf „kiberatung.de“ zu steigern.
Die „Fünf- bis Sechsstelligen“ Umsätze : Eine Milchmädchenrechnung ?
Im gesamten Video wird suggeriert, dass vier- bis sechsstellige Beträge pro Auftrag „abgerufen“ werden können.
Die Realität außerhalb der Videoblase : Ein Anfänger ohne Track-Record und ohne tiefes Branchenwissen wird kaum ein mittelständisches Unternehmen finden, das bereit ist, fünfstellige Summen für die Implementierung eines Chatbots zu zahlen, den der Dienstleister selbst erst mit KI-Hilfe zusammengebaut hat. Der Markt für KI-Dienstleistungen ist hochkompetitiv. Erfahrene IT-Consultants und etablierte Softwarehäuser drängen in diesen Bereich. Die Vorstellung, man könne als Neuling nach ein paar Tutorials „skalierbare Angebote mit hohen Margen“ verkaufen, ist ohne massive Vorinvestitionen in Expertise und Vertrauensaufbau unrealistisch.
Fazit : Vorsicht vor dem „Goldrausch“
Das Video von Leonard Schmedding ist ein klassisches Beispiel für High-Ticket-Coaching-Marketing. Es nutzt die echte technologische Umwälzung durch KI, um eine Goldgräberstimmung zu erzeugen.
Zusammenfassend lässt sich sagen :
- Fehlende Belege : Keine der Umsatzbehauptungen oder Erfolgskennzahlen (wie die 30 % Umsatzsteigerung) ist durch externe Quellen belegt.
- Unterschätzung der Komplexität : Die technische Umsetzung wird als einfach dargestellt, während gleichzeitig behauptet wird, man könne horrende Summen dafür verlangen – ein logischer Widerspruch im freien Markt.
- Eigeninteresse : Das Video führt direkt in einen Sales-Funnel („kostenloses Analysegespräch“), um eigene Beratungen zu verkaufen.
Empfehlung für Anfänger : Lassen Sie sich nicht von den hohen Summen blenden. KI bietet enorme Chancen, aber diese erfordern harte Arbeit, tiefes technisches Verständnis und reale unternehmerische Erfahrung. Wer Ihnen erzählt, dass Sie ohne technisches Know-how „achtstellige Umsätze“ machen können, möchte meistens nur eines : Ihr Geld für das nächste Coaching.
Analogie zur Verdeutlichung : Ein solches Versprechen ist wie die Behauptung, man könne ein erfolgreicher Architekt werden, nur weil man jetzt einen moderneren Bleistift (KI) besitzt. Der Stift zeichnet zwar schneller, aber ohne das Wissen über Statik und Baurecht wird das Haus trotzdem einstürzen.
